Landverbrauch durch Kompensationsmaßnahmen muss nicht sein

Gerade in Ballungsgebieten nimmt der Landverbrauch inzwischen besorgniserregende Züge an. Durch die verschiedensten Bau- und Infrastrukturmaßnahmen gehen täglich große Teile unseres bestes Ackerlandes verloren. Dies ist ein weltweites Problem, denn die Gründung der Städte erfolgte immer in den jeweils fruchtbarsten Regionen dieser Welt.

Zusätzlich zu diesem kaum zu stoppenden Landverbrauch rücken dabei die Kompensationsmaßnahmen als Ausgleich für die zugeführten Schäden an der Natur in den Blickpunkt. Die gewählten Maßnahmen stehen meist in Konkurrenz zu unserer landwirtschaftlichen Produktion. Nur selten kann eine kleine "Wertschöpfung" über Pflegemaßnahmen für einzelne Betriebe generiert werden. Die Pflegemaßnahmen bedeuten für die Kommunen meist eine dauerhafte zusätzliche Belastung - volkswirtschaftlich gesehen eine unbefriedigende Situation.

 

Geht es auch anders?

 

Ja! Weltweit gesehen gibt es wesentlich intelligentere Lösungen - wirkliche "Greenings".

Ein Beispiel ist das von Prof. Dr. Christine Jones mitgestaltete Boden-Kohlenstoff-Sequestrierungs-Programm ASCAS in Australien, sicherlich eines der erfolgreichensten.

Finanziert wird die Entlohnung der australischen Farmer für die Sequestierung von CO² d.h. dem Aufbau von Humus und Verkauf der ACCU (Australian carbon credit units) u.a. über die Europäische Climat Exchance, unserem CO²-Zertifikatehandel.

Vielleicht ist noch der Konflikt der dt. Bank mit dem Finanzamt über Umsatzsteuer-Deklaration in Erinnerung. Es ging um den Handel mit CO²-Zertifikaten! Strittig waren 300 Mio € an Vorsteuer, was folglich eine Handelsvolumen von 1,5 Mrd. "heiße Luft" bedeutete.

Dieser Vorfall zeigt auf die finanziellen Möglichkeiten hin, die sich bei einer intelligenten Umsetzung unserer bereits bestehenden Gesetze bieten. Damit könnte sehr viel Wertschöpfung über die Landwirtschaft in den ländlichen Regionen erzielt werden.

Ökonomie im Einklang mit der Natur

Die australische Bodenwissenschaftlerin Dr. Christine Jones kann auf viele praktische Erfahrungen mit großen Erfolgen zurückgreifen. Dabei kann es sich um durchaus ansehnliche Beträge handeln, die dem Erlös der darauf erzeugten Produkte nahe kommen.
Ganz nebenbei erhöhen sich mit dem Humusgehalt die verfügbaren Nährstoffe in einen beachtlichen Maße, denn  die dauerhafte CO²- Speicherung im Boden über Humusaufbau führt zu einer besseren Nährstoffverfügbarkeit in den Böden.

 

Eine Win-Win-Situation für alle, landwirtschaftliche Betriebe, Natur und die Wirtschaftskraft der Region.

 

Die Bedeutung eines höheren Humusgehaltes ist leider den Wenigsten bekannt.

Doch was Humus genau ist, darüber haben sich schon viele Wissenschaftler vor uns gestritten. Schwer ist eine allgemein gültige Definition zu finden, denn auf eine einfache chemische Formel lässt es sich nicht reduzieren.
Der kurze TED-Vortrag von Graeme Sait trifft die Bedeutung dieses wichtigen "Stoffes" sehr gut.

 

Wenn Australien über das ASCAS eine Möglichkeit gefunden hat, den einzig richtigen und sicheren "Verwahrungsort" für das überschüssige CO² als Dauerhumus gebunden im Boden durch Gesetzeskraft zu fördern und die Landwirte dabei zu entlohnen, dann sollte dies auch bei uns möglich sein.

 

In Hessen bietet uns die neue Kompensationsverordnung einen rechtlichen Rahmen, der mit Leben gefüllt werden sollte:

§ 2 Durchführung von Kompensationsmaßnahmen heißt es unter

(6) Kompensationsmaßnahmen können insbesondere sein:

2.    Maßnahmen zur Aufwertung landwirtschaftlich genutzter Flächen, die über die gute fachliche Praxis hinausgehen, einschließlich Maßnahmen im Rahmen der Umstellung von konventionellem Landbau auf Ökolandbau im Sinne der Verordnung (EG) Nr. 834/2007 des Rates vom 28. Juni 2007 über die ökologische/biologische Produktion und die Kennzeichnung von ökologischen/biologischen Erzeugnissen und zur Aufhebung der Verordnung (EWG) Nr. 2092/91 (ABl. EG Nr. 189 S. 1, 2014 Nr. L 300 S. 72), zuletzt geändert durch Verordnung (EU) Nr. 517/2013 des Rates vom 13. Mai 2013 (ABl. EU Nr. L 158 S. 1)

6.    Maßnahmen zur Wiederherstellung von Kulturbiotopen wie Alleen, Streuobstwiesen, Trocken- oder Magerrasen sowie Maßnahmen auf erosionsgefährdeten Hängen, Moorstandorten oder Standorten mit hohem Grundwasserstand, soweit diese in ein langfristiges Pflege- und Nutzungskonzept eingebunden sind,

 10.   bodenfunktionsaufwertende Maßnahmen, wie zum Beispiel Voll- und Teil-entsiegelung, Herstellung oder Verbesserung eines durchwurzelbaren Bodenraums, produktionsintegrierte Maßnahmen mit bodenschützender Wirkung, Nutzungsextensivierung oder Erosionsschutz.

 

Bleibt zu hoffen, dass  dieser Passus der Verordnung bald angewandt wird.

Die Beweise, dass Boden dauerhaft fruchtbarer gemacht werden können, liegen inzwischen vor.

Nicht nur in Australien oder  in den USA (Programm "Soils for Salmons") Teilnehmer des Bodenkurses im Grünen haben beeindruckende Erfolge vor zu weisen.

 

Das Thema ist "Salon-fähig" geworden: Kristin Ohlson, die Bestsellerautorin der New York Times hat sich ebenso diesem Thema angenommen und erklärt die Bedeutung des Humusaufbaus für Klima und Gesundheit der Bevölkerung.

http://audio2.ideastream.org/wcpn/2014/0319soi.mp3 https://www.youtube.com/watch?v=6PZxQwuwXT0

 

Über richtige Aufklärung der Landwirte und den Mut, neue Wege zu gehen, könnten belastende Situationen für Betriebe und ganze Regionen vermieden werden. Weitsichtige Konzepte stärken die Umwelt und fördern zugleich die Kaufkraft in ländlichen Regionen. In Europa gibt es 4 Regionen, die als Pilotprojekt von der EU gefördert, ein vergleichbares Ziel wie Australien verfolgen. In Österreich bietet die Region Kaindorf Humuszertifikate an. Die Fa. Carbocert bietet Landwirten in Deutschland die Möglichkeit zur Vergütung beim Humusaufbau.

Bringen wir CO² dorthin zurück,

wo es Nutzen bringt - in den Boden.